Eine Landschaft wird zerstört |
Bhulbule ist Ausgangspunkt des legendären Annapurna-Trecks. 2013 wanderten fast 20.000 Touristen durch den idyllisch gelegenen Ort, um das gewaltige Achtausender-Massiv in Nepal zu umrunden. Die Trekker bescherten Bhulbule bescheidenen Wohlstand. Sie übernachteten in Gasthäusern, kauften Proviant oder engagierten Guides und Träger für den Trip. Damit ist es nun vorbei. Vor den Häusern dröhnen Baumaschinen, eine dicke Staubschicht überzieht die Pflanzen, der Wanderweg ist plattgewalzt. Hunderte von LKW fahren hier pro Tag. Der chinesische Konzern Sinohydro - weltweit aktiv im Staudammgeschäft - baut dort ein 50-Megawatt-Wasserkraftwerk. Verstört stolpern Trekker durch die gigantische Baustelle. Eigentlich suchen sie im wilden Tal des Marsyangdi die in vielen Reiseführern angepriesene Idylle. Doch die gibt es schon lange nicht mehr. Denn eine Jeep-Piste ersetzt Jahrhunderte alte Wanderwege - mit gravierenden Folgen. Ganze Dörfer sind abgeschnitten vom Tourismus-Geschäft, viele Lodges mussten bereits schließen. Die ursprünglich 21 Tage dauernde Wanderung ist dank Jeep-Hilfe zum Speed-Trekking degeneriert. Das war Thema des Dokumacher-Films "Annapurna Highway", der 2012 in einer Kurzfassung im Bayerischen Fernsehen gesendet wurde. Zwei Jahre später - im April 2014 - ist die Landschaft um Bhulbule nicht mehr wieder zu erkennen. Der Chinesische Konzern zerstört intakte Ökosysteme, so wie bei anderen Joint Ventures in Laos, Kambodscha, Sambia, Mosambik oder im Kongo. Das Projekt in Nepal ist für die Chinesen besonders interessant: Der Strom kann auf die Nordseite des Himalaya geleitet werden. Nach Tibet. Dort fehlt es an Wasser, der Monsun schüttet seine Regenmassen auf der Südseite des Gebirges aus. Entwicklungshilfe als Eigennutz. Bishnu Tamang und sein Bruder Prem (Foto oben mit Filmteam) wohnen seit ihrer Geburt in Bhulbule. Sie haben das Dokumacher-Kamerateam während der Dreharbeiten zu "Manaslu Open" begleitet. Bishnu war auch 2012 dabei, als die Doku "Annapurna Highway" gedreht wurde. Sie sind empört über die Zerstörung ihrer Heimat, Bishnu denkt sogar daran Nepal zu verlassen, will in einem der Golfstaaten anheuern. Dort arbeitet bereits einige Nachbarn aus Bhulbule. |