Georg Stefan Troller mit Prof. Heiner Stadler (HFF München)Singende Nonnen und gescheiterte Mörder |
Babys, Tiere und singende Nonnen - das wünschten sich die Programmverantwortlichen von dem Filmemacher. Georg Stefan Troller, der Ende der 50er Jahre seine ersten Erfahrungen als nicht mehr ganz junger Fernsehjournalist beim Südwestfunk machte, hielt sich nicht immer an quotenbringenden Vorgaben. Statt dessen lieferte er schon mal verstörende Bilder. Etwa wie Ron Kovic, der querschnittsgelähmte Vietnamrückkehrer seinen Körper mühsam aus dem Rollstuhl stemmt. Oder das Gespräch mit einem Mann, der seine Frau in den Kopf schoss und nach dem Mordversuch und jahrelangem Knastaufenthalt wieder mit seinem behinderten Opfer zusammenwohnt. Sein Film "Mord aus Liebe" aus dem Jahr 1993 lief in der Retrospektive, die das DOK.fest München (3. bis 14. Mai 2017) dem Grand Old Man des deutschen Fernsehens widmete. Troller, mittlerweile 95 Jahre und immer noch ein gefragter Zeitzeuge, stellte einige seiner Filme persönlich vor. Es sei "sicher das letzte Mal, dass man auf eine solche Filmreise geht", sagte Troller in einem Werkstattgespräch der Hochschule für Fernsehen und Film. Singende Nonnen, ja auch die hat Troller geliefert. Allerdings hatten sie prominente Namen. Bizarre Persönlichkeiten und Menschen mit interessanten Biografien: Muhammed Ali, Charles Bukowski, der Box-Promoter Don King, Niklas Frank, der Sohn eines Nazi-Mörders. 70 "Personenbeschreibungen" drehte er bis 1993 für das ZDF-Studio Paris. Er hatte Produktionsbedingungen, von denen junge Filmemacher heute nur noch träumen können. Und: seine Filme liefen fast immer zur besten Sendezeit. Vor Erfindung der Fernbedienung. |