Fotoserie "Der zweite Klick" |
Was haben die Tempel von Angkor Wat in Kambodscha, das Münchner Oktoberfest oder der Trevi-Brunnen in Rom gemeinsam? Es ist das Klicken der Kameras. Millionenfach werden dort Handy gezückt und Objektive ausgerichtet. Im Fokus stehen weniger die Orte. Sie sind Projektionsflächen für Touristen, die vor allem eine Botschaft übermitteln wollen: Ich war dort! Als Filmemacher und Tourist war ich an vielen Orten der Welt unterwegs und beobachte immer wieder das gleiche Schauspiel. Dass Menschen vor prägnanten Hintergründen posen, ist keineswegs neu. Allerdings hat sich durch die digitale Fotografie sowohl die Qualität, vor allem aber die Quantität der Eigenbildnisse entscheidend verändert. Filmmaterial ist kein Kostenfaktor mehr und dank Whatsapp kann jeder Smartphonebesitzer die Beweisfotos in Sekunden seinen Lieben zu Hause übermitteln. Forciert wurde die Verpixelung der Welt durch die Erfindung der Selfie-Sticks. Als es diese Hilfsmittel noch nicht gab, mussten Selbstdarsteller noch Freunde oder Passanten ansprechen und ihnen die Kamera in die Hand drücken. Ob do-it-yourself die fotografische Qualität fördert, kann bezweifelt werden. Zumal viele Smartphone-Nutzer ausschließlich im Hochformat fotografieren oder – noch schlimmer – filmen. Das älteste Bild der Fotoserie habe ich 1978 bei einer Reise in Mexiko aufgenommen. Ein Fotograf hatte auf dem Marktplatz von Guadalajara seinen Stand aufgebaut. Er fotografierte vor neutralem Hintergrund – natürlich analog. Das letzte Foto entstand auf dem Oktoberfest in München. Klar – ein Selfie. |