Weckruf im Morgengrauen |
Journalisten sind Multiplikatoren. Deshalb werden sie schon mal eingeladen, wenn Firmen neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen wollen. Pressereisen nennt man diese in der Regel angenehme Form der Informationsvermittlung. Böse Zungen sprechen zwar von "Bestechung", denn die Veranstalter solcher Reisen erhoffen, daß die Journalisten am Ende vielleicht etwas nettes schreiben. Müssen sie aber nicht. Besonders häufig veranstalten Konzerne aus der Automobil- oder Reisebranche solche Events. Dann dürfen Journalisten schon mal mit dem neuesten BMW-Modell über ligurische Sepentinen rasen oder sich in einer Premium-Suite in Dubai zur Nacht betten. Auf Pressereisen wird selten gespart - schließlich werden redaktionelle Artikel mehr beachtet als teure Anzeigen, die zum Beispiel im stern knapp 60.000 Euro pro Seite kosten. Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) veranstaltet solche Presse-Events. Denn die größte Bergsteigervereinigung der Welt hat immer wieder Neuigkeiten für die Outdoor-Gemeinde, so etwa "Alpines Know How" für das "Perfekte Wandererlebnis" auf die Zugspitze. Dass bei der Reise zu Deutschlands höchstem Berg kaum Fünfsterne-Komfort und Limousinenservice zu erwarten war, ging schon aus der Einladung hervor: Wasserdichte Wanderbekleidung und feste Bergschuhe wurden dringend empfohlen. Zirbelschnaps in der AbrisshütteDas Ziel, die Höllentalangerhütte, liegt auf 1.381 Meter. Ringsum ragen Ende Juni 2013 noch schneebedeckte Bergzacken in den Himmel. Die im wildromantischen Höllental gelegene Bergsteigerunterkunft wird es in dieser Form nicht mehr lange geben, die Hütte ist ein Sanierungsfall, wird Ende 2013 abgerissen und mit Millionenaufwand im darauf folgenden Jahr wieder aufgebaut. Am Hüttenabend ließen es Pressesprecher Thomas Bucher und seine DAV-Kollegen deshalb richtig krachen: Geballte Infos über die aufwendige Hüttensanierung, über alpine Wanderungen und den Bergführeralltag - serviert während eines opulenten Dreigänge-Menüs. Dass die obligatorische Hüttenruhe um 22 Uhr deutlich überzogen wurde, ist Hüttenwirt Thomas Auer zu verdanken. Der drückte ausnahmsweise beide Augen zu und servierte den Alpinjournalisten zu nächtlicher Stunde etliche Lagen Zirbelschnaps. Am nächsten Morgen dann der Härtetest: Eine Sonnenaufgangswanderung zum Schwarzenkopf, knapp 500 Höhenmeter waren vor dem Frühstück zu bewältigen. Um 5:30 Uhr standen die meisten Teilnehmer marschbereit vor der Hütte. Automobil-Journalisten auf Pressereise würden über solche Zumutungen wahrscheinlich die Nase rümpfen... Wander-Basics und Bergsport-Trends vom DAV gibt es hier ► |