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Sendling - Wo man leben könnte

Von wegen anonyme Großstadt: Gerade mal vier U-Bahnstationen entfernt vom Marienplatz ist München noch ein Dorf. Die Bewohner von Sendling schätzen die Beschaulichkeit und den Kontakt zu ihren Nachbarn. Die zunehmende Gentrifizierung trübt jedoch die Idylle, immer häufiger wird Mietern gekündigt, etwa dem letzten Schmied von Sendling. Ein ähnliches Schicksal droht einem Biergarten im historischen Ortskern.

Dagegen protestieren Bürger. "Ein Stück Heimat verschwindet", befürchten die Demonstranten. Die Zentrifugalkräfte der boomenden Metropole München haben ihr Stadtviertel erfasst. Wie in den angesagten Szenevierteln droht nun auch Sendling unbezahlbar schön zu werden. Vorboten dieser Entwicklung sind längst zu besichtigen: Künstler haben sich in Hinterhofidyllen eingemietet, aus Bierlokalen werden schicke Cafés, hippe junge Freiberufler nutzen ehemalige Ladengeschäfte als Büro. Begleitet wird die Aufwertung des Wohnviertels durch aufwändige Umbauten. So investierte die Stadtverwaltung viele Millionen Euro in die Neugestaltung des Harras. Der Verkehrsknotenpunkt soll eine "attraktive Aufenthaltsfläche" werden.

Eine Spur rebellisch

Ist es nicht gerade diese Entwicklung, die einen Stadtteil lebenswert macht für die Bürger? Oder ist jede Verkehrsberuhigung, jeder neugepflanzte Baum, jedes neu eröffnete Café ein Argument für Mietsteigerungen mit der Folge, dass die alteingesessene Bevölkerung verdrängt wird?

Der Dokumentarfilm Sendling - Wo man leben könnte stellt Menschen vor, die sich mit diesen Fragen beschäftigen und sich aktiv für eine lebenswerte Umgebung in der teuersten Stadt Deutschlands einsetzen. Denn das ehemalige Arbeiterviertel war schon immer etwas anders als die heute angesagten Viertel. Durchaus lokalpatriotisch und "eine Spur rebellisch", erlebte Filmemacher Reinhold Rühl die Bewohner des traditionsreichen Viertels entlang der Isar-Hangkante.

Sendling hat als Schauplatz der ersten europäischen Revolution Eingang in die Geschichtsbücher gefunden. 1705 wurde der Aufstand verarmter Bauern gegen die Habsburger Besatzer blutig niedergeschlagen. Jedes Jahr an Heiligabend, pünktlich um Mitternacht, ziehen traditionsbewusste Sendlinger mit Trommel und Fackeln durch die Straßen zum Gedenken an die "Mordweihnacht", erinnern an die Losung der Aufständischen "Lieber bayrisch sterben, als in des Kaisers Unfug verderben!" In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts berief sich eine Bürgerinitiative auf die rebellischen Vorfahren, denn es galt, eine just an dieser Stelle geplante Autoschnellstraße zu verhindern.

Seit 92 Jahren in derselben Wohnung

Der Film gewährt Einblick in das Leben der Sendlinger. Zum Beispiel der 92-jährigen Elisabeth Reichhardt. Sie lebt noch immer in der Wohnung, in der sie geboren wurde - dank einer Genossenschaft, der die Wohnung gehört. Oder eine Malerin, die sich in einem Kirchturm einquartierte. Günstige Ateliers sind rar. Der Film zeigt den Stadtteil auch aus einer neuen Perspektive: Eine Kameradrohne fliegt über Häuserzeilen und Isarbrücken, enthüllt Strukturen dieses urbanen Mikrokosmos. Ein Spurensuche nach dem Begriff "Heimat".

Das Filmprojekt wurde gefördert von der Landeshauptstadt München, Kulturreferat und vom Bezirksausschuss 6

dokumacher
Länge 87 Minuten Montage Stephan Zeitler
Buch und Regie Reinhold Rühl Musik Michaela Dietl
Kamera Ralf Leistl, Reinhold Rühl Produktion Reinhold Rühl
Heli Kamera Ralf Weiss Format HD + BluRay

 

 

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