Reif für die Insel |
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Sie meinen, Deutschland sei zu kalt, die Menschen zu unfreundlich und der Steuersatz zu hoch. Sie träumen von einem süßen Leben mit viel Sonne und wenig Arbeit. Ihr Glück suchen sie auf den Kanaren. Schätzungsweise 50.000 Deutsche leben bereits auf Dauer auf den „Inseln des ewigen Frühlings“. Das Archipel am südwestlichen Rand Europas ist eines der beliebtesten Ziele für zivilisationsmüde Aussteiger - und geschäftstüchtige Umsteiger. Doch die Träume vieler Glückssucher zerplatzen oft schnell. Zum Beispiel der von Peter Welzig aus Meißen. Der 45jährige Arbeitslose wollte „dort arbeiten, wo andere Urlaub machen“. Aber der Job in der Tourismusbranche von Teneriffa erwies sich rasch als Flop. Heute haust der Sachse illegal in einer Felshöhle, sucht im Müll von Puerto de la Cruz nach Nahrung. Auch Knut Jensen lebt in einer Höhle - allerdings an einem paradiesischen Strand der Nachbarinsel La Gomera. In seinem früheren Leben arbeitete der Wiesbadener als Koch in einem Nobelrestaurant. Jetzt nennt er sich „Adish“ und meditiert über das Leben im Hier und Jetzt. Die Strandkommune in der „Schweinebuch“ des Valle Gran Rey - seit zwei Jahren das Domizil von Adish - ist eine der letzten Enklaven für schräge Aussteiger in Europa. K1-Autor Reinhold Rühl hat auch deutsche Auswanderer besucht, die im sonnigen Süden eine erfolgreiche Karriere gestartet haben. Klaus Röder (52) aus Berlin zum Beispiel. Der ehemalige Redakteur eines Linksaußen-Blattes kam vor 20 Jahren nach La Palma und baute auf der grünsten Kanareninsel ein Firmenimperium auf. Heute vermarkten seine über 40 Mitarbeiter Ferienapartments, Immobilien und Mietwagen an deutsche Touristen. Auf der wild-romatischen Insel La Gomera hat der Darmstädter Fotograf Thomas Müller sein Paradies gefunden. Die Schönheit der Insel ist sein Geschäft. Über 350 Fotos hat er auf Ansichtskarten drucken lassen und mit dem Verkauf bereits Millionen verdient. Als „Aussteiger“ fühlen sich die erfolgreichen Neu-Insulaner kaum. „Diese Diskussion ist in den 70er Jahren geführt worden“, sagt Unternehmer Röder. „Ich bin Umsteiger“. Wer heute ohne das nötige Startkapital auf die Kanaren kommt, der tut sich schwer. Besonders gefragt sind unternehmerisches Geschick, eine marktgängige Idee und harte Arbeit - wie in Deutschland auch. |
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Sendung | Kabel 1 - Die Reportage | Redaktion | Thilo Proff |
Länge | 38 Minuten | Erstsendung | 20.07.2000 |
Kamera | Arno Trümper | Zuschauer | 1,2 Mio. |
Schnitt | Barbara Lischeck | Marktanteil | 6,6 % |