Dirty Angel |
|||
Im Kellerabteil hängt ein Andenken an sein früheres Leben."Dirty Angel" steht groß auf der Kutte, die Reinhold H. vor der Kamera überstreift und "dammed for all time" – das Motto seiner Gang. Der heute 64-Jährige war "Präsident" des gleichnamigen Motorradclubs, der in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Bayern Schlagzeilen machte. Nach einer "Orgie blinder Gewalt" (Münchner Abendzeitung) wurde der Rockerchef wegen schwerem Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung zu 25 Monaten Gefängnis verurteilt. Wenn Reinhold H. in seinem Fotoalbum blättert und die Bilder seiner wilden Jahre anschaut, spürt man wenig Reue. Damals arbeitete er als Kassierer bei einer Bank. "Ich habe abends meinen Anzug ausgezogen, bin in die Kutte geschlüpft und mit dem Motorrad zu unserer Clubsitzung gefahren." Ein Doppelleben mit bürgerlicher Fassade: "Nicht viel anders als bei einem Kleintierzüchterverein", sagt er. Der Film kommentiert und wertet nicht. Trotzdem wird deutlich, was junge Menschen an solchen Gangs reizt, die sich in Deutschland parallel zu den 68er Protesten, vor allem im kleinbürgerlichen Milieu der Großstädte entwickelten. "Wir waren eine Macht, uns kann keiner", beschreibt H. das Easy-Rider-Gefühl jener Jahre. Ein schonungsloser Rückblick auf seine Jahre mit der Lederkutte. |
|||
Länge | 14 min. | Regie | Reinhold Rühl |
Kamera | Ralf Leistl | Schnitt | Reinhold Rühl |