Stellung nehmen - Der Aktionskünstler Günter Wangerin |
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11. Juli 2018. Vor dem Münchner Justizzentrum drängelt sich die Weltpresse. Dutzende Fernsehteams, Fotografen, hochgereckte Mikrofone. Einige Hundert Demonstranten, bewacht von – gefühlt – ebenso vielen Polizisten. Drinnen im Hochsicherheitsbereich des Gerichtes wird in wenigen Minuten das Urteil gegen Beate Zschäpe und die NSU-Mörderbande gefällt. Ein Richter kommt anscheinend zu spät zur Urteilsverkündung. In schwarzer Robe und mit einem dicken Gesetzbuch unter dem Arm drängelt er sich durch die vielen Demonstranten. Doch der "Richter" ist kein Richter. Es ist der Aktionskünstler Günter Wangerin, der in seiner rechten Hand ein kleines Poster hochhält. "Die Parole heißt Einzeltäter" ist darauf zu lesen. Damit will Wangerin gegen die Verharmlosung neofaschistischer Gruppen demonstrieren, die von der Justiz, so befürchtet es Wangerin, als kriminelle Ausnahmeerscheinung eingeordnet würden. Die Einzeltäter-Theorie habe Tradition in Bayern, sagt Wangerin mit Anspielung auf das Oktoberfest-Attentat von 1980. Dr. Günter Wangerin, 73, von Beruf Arzt, ist seit 1969 auch künstlerisch tätig. Mit seinen provokanten Aktionen will er politisch wirksame Kunst machen. Er hat Erfahrung mit der Justiz, vor allem in Bayern. Staatsanwaltschaften und Gerichte versuchten "hartnäckig diesen Bereich der Bildenden Kunst zu kriminalisieren", schreibt eine Kunstzeitschrift über den Aktionskünstler. Zuletzt provozierte Wangerin bei der Ernennung von 400 jungen Soldaten zu Offizieren. Er salutierte mit der Maske des damaligen Bundespräsidenten Gauck und rief laut "Habt Acht!". Feldjäger stießen ihn von seinem kleinen Podest und führten ihn in Handschellen ab. Der Prozess wegen Hausfriedensbruch endete mit der Einstellung des Verfahrens. Das Portrait eines Künstlers, der nicht nur Bilder malt, sondern auch "Stellung nehmen" will. Dabei geht es auch um die Frage, wie politisch Kunst sein darf oder soll. |
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Länge | 12:30 min | Produktion | Dokumacher |
Kamera | Reinhold Rühl | Schnitt | Reinhold Rühl |