Die Autofalle

Verstopfte Straßen, zugeparkte Gehwege, zeitraubende Suche nach dem Parkplatz - Deutschlands Großstädte nerven Autofahrer. Der alltägliche Auto-Horror beginnt morgens in der Rushhour und endet nachts, wenn Kneipenbesucher auf der Suche nach einem Parkplatz durch Wohngebiete kurven. Die Folge: Aggressionen, Beleidigungen, immer öfter sogar Prügeleien, zum Beispiel um eine frei werdende Parklücke.

Besonders hoch ist der Streßfaktor in Berlin. Seit dem Mauerfall sind in der Hauptstadt die Straßen chronisch verstopft. Auch die Unfallzahlen sind bundesweit Spitze: 1997 zählte die Berliner Polizei fast 17.000 Unfälle mit Personenschaden, mehr als dreimal soviel wie in Köln. Rekordverdächtig ist auch die Zahl der Körperverletzungen durch Prügeleien unter Verkehrsteilnehmern. Aus diesem Grund haben die Ordnungshüter an der Spree in einer bundesweit einmaligen Statistik die „Aggressionstaten im Straßenverkehr“ erfaßt.

Stoßstange an Stoßstange schieben sich Autofahrer auch durch die Hochhausmeilen in der Bankenmetropole Frankfurt. Gernervt durch Dauerrot an vielen Ampeln schimpfen die Lenkradfetischisten auf Lokalpolitiker, die angeblich durch „pädagogisch“ begründete Ampelschaltungen die Autofahrer zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen wollten. Fernsehautor Reinhold Rühl begleitet in Berlin und Frankfurt Taxifahrer, Auslieferungsfahrzeuge sowie Radlkuriere. Er fährt mit Polizisten Streife, ist dabei, wenn „Knöllchen“ verteilt werden und ordnungswidrig geparkte Autos an den Haken genommen werden.

Willkommen im Stau

Als Ursache für zunehmende Aggressionen am Lenkrad vermuten Verkehrspsychologen den „Dichtestreß“. Seit 1965 hat sich der PKW-Bestand in Gesamtdeutschland auf 40 Millionen Fahrzeuge fast vervierfacht. Tendenz: weiter steigend. Je mehr Autos fahren, desto gründlicher blockieren sie sich gegenseitig. Schon jetzt kommen 488 Autos auf 1000 Einwohner: Willkommen im Stau - viele davon sind hinterm Steuer fast daheim.

Buch und Regie:  Reinhold Rühl