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Bauernfang am Urlaubsstrand

Als Christian und Brigitte Pausch zum Strand gingen, waren sie allerbester Laune. Die Sonne schien, es war ihr erster Urlaubstag auf Teneriffa. Mit einem Lächeln auf den Lippen sprach sie eine junge Frau an, forderte sie freundlich auf, ein Los zu ziehen. Sie mache Werbung für eine neue Ferienanlage. Fortuna war dem Urlauberpaar anscheinend hold. Sie gewannen - kaum zu glauben - eine Traumreise im Wert von 8.000 Mark. Die nötigen Unterlagen sollen die beiden abholen. Am besten gleich. Das Taxi zur Anlage zahlt die Firma.

Die folgenden Stunden entwickelten sich zum Alptraum, denn am Ende sollten die Urlauber rund 42.000 Mark zahlen. So viel kostet die Mitgliedschaft in dem Ferienclub, in dem sie künftig zwei Wochen pro Jahr wohnen dürfen. Die Eheleute wurden in ein stundenlanges Verkaufsgespräch verwickelt. Die deutschen Verkäufer waren "psychologisch bestens geschult", erinnert sich Christian Pausch. Er unterschrieb "In völlig euphorischer Stimmung" einen Antrag auf Clubmitgliedschaft und zahlte noch am selben Tag per Kreditkarte 6.000 Mark an.

Schon am nächsten Tag kamen den Urlaubern Zweifel - zu spät. Die Anzahlung war längst abgebucht und eine Klage wenig erfolgversprechend: Die Firma hatte ihren Sitz in der Steuerenklave Isle of Man in der irischen See.

Mit solchen Methoden werden an Europas Stränden Urlauber gekeilt für Timesharing. So heißen die Nutzungsrechte an Ferienimmobilien. Schlecht ist die Timesharing-Idee an sich nicht: Der Urlauber kauft nicht eine ganze Ferienwohnung, sondern er sichert sich ein Wohnrecht für ein oder mehrere Wochen pro Jahr auf Lebenszeit an der Anlage. Das ist zwar billiger als der Kauf einer Ferienwohnung, kann aber zum Riesen-Reifall werden. Vor allem wenn Urlauber in die Hände von unseriösen Firmen fallen, von denen sich besonders viele auf den Kanarischen Inseln tummeln.

In dem beliebten Urlaubsrevier ist rund ums Jahr Jagdsaison für Timesharing-Schlepper. Aber auch in Österreich und Deutschland machen dubiosen Vertriebsfirmen verstärkt Werbung für Timesharing. Filmautor Reinhold Rühl mischte sich in Teneriffa unter die Touristen und ließ sich zum Schein mit in die Timesharing-Firmen schleppen. Die Erlebnisse dokumentierte er zum Teil mit einer versteckten Kamera.

Timesharing-Mafia bedroht Kritiker

In der spannenden ZDF-Reportage kommen auch ehemalige Werber und Aussteiger aus der Timesharing-Szene zu Wort. Ein Insider schätzt, dass die Gewinnspannen in diesem Geschäft nur noch vom Waffen- und Drogenhandel übertroffen werden.

Wo soviel Geld verdient wird, schrecken auch zwielichtige Geschäftemacher vor kriminellen Methoden nicht zurück. Einheimische Kritiker wurden auf Teneriffa immer wieder bedroht. Und viele, der in Deutschland angeworbenen Schlepper - meist arbeitslose oder drogenabhängige junge Leute - werden wie Leibeigene behandelt. Wer keinen Umsatz macht - sprich: Touristen anschleppt - wird bestraft. Schon mancher, der aus Versehen am "falschen" Abschnitt der Strandpromenade arbeitet, ist im Krankenhaus gelandet. Das Kamerateam machte ähnliche Erfahrungen. Beim Dreh vor einer Timesharing-Ferienanlage drohte ein Muskelmann, die Kamera zu zerschlagen.

Buch und Regie: Reinhold Rühl

dokumacher
Sendung: Die ZDF-Reportage Redaktion: Walter Mischo
Länge: ca. 30 Minuten Erstsendung: 31.05.1996
Kamera: Norman Vaclavik u.a. Zuschauer: 4,57 Mio.
Schnitt: Olina Lorencova Marktanteil: 19,8 %

 



Pressestimmen:

"Es wurde gezeigt, mit welchen unlauteren Methoden Urlauber auf den Leim windiger Geschäftemacher gelockt werden. Es ist eine Branche der schwarzen Schafe, in denen die seriösen Anbieter in der Minderheit sind."    
(Badische Neueste Nachrichten)

"Das war vorbildlicher, aufdeckender Journalismus"   (Südkurier)

 

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